DIE WINTERPAUSE SINNVOLL NUTZEN!
Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und viele Mannschaften sind bereits auf dem Weg in die verdiente Winterpause. Für die Trainer gilt allerdings „nach der Hinrunde ist vor der Rückrunde“ – In unserem Gastbeitrag erklärt Buchautor Thomas Bentler, wie man die Weichen für eine erfolgreiche zweite Hälfte der Saison stellt.
Phase 1: Analyse Hinrunde
Phase 2: Planung Wintervorbereitung
Phase 3: Versand Vorbereitungsplan
Phase 4: Ruhe und Entspannung
Phase 5: Vorbereitung auf die Rückrundenvorbereitung
Die einen sehnen sie herbei, weil der Kader aufgrund von Verletzungen ausgedünnt ist oder die letzten Spiele nicht wie gewünscht verlaufen sind. Oder weil die Luft nach den anstrengenden Monaten schlichtweg raus ist. Andere hätten gern noch ein paar Spiele dran gehangen, aktuell „läuft’s“ nämlich ganz gut. Aber ganz egal, ob man sich nun drauf freut oder nicht, irgendwann, spätestens wenn Väterchen Frost und Frau Holle so richtig Gas geben, steht sie vor der Tür: Die Winterpause.
Und das ist auch gut so, denn die Winterpause ist immens wichtig und richtig genutzt kann sie in vielerlei Hinsicht zu einer erfolgreichen Saison beitragen! Wie man sie idealerweise angeht, dafür gibt es keinen Standart-Masterplan, dafür sind die Rahmenbedingungen in jedem Ort und in jedem Verein einfach zu verschieden. Trotzdem gibt es natürlich ein paar kleine Tipps:
Das Timing ist hier einer der wichtigsten Bausteine: Auch wenn man mit Beginn der Winterpause gern die Füße hochlegen und ein paar Runden „chillen“ würde, so ist es nicht verkehrt, dies noch um ein paar Tage nach hinten zu verschieben. Warum? Ganz einfach, weil erst die Hälfte der Strecke absolviert ist, weil immerhin noch eine Rückrunde ansteht und diese natürlich erfolgreich absolviert werden will. Dies gelingt nur mit Hilfe einer vernünftigen Rückrundenvorbereitung! Und die Planung eben dieser kann nicht früh und akribisch genug von statten gehen. Hier ein Vorschlag, wie man die Winterpause zeitlich angehen könnte:
Phase 1: Analyse Hinrunde
Ob die Hinrunde nun gut oder schlecht war, analysiert werden muss sie so oder so. Denn gute Leistungen wollen bestätigt und schlechte möglichst abgestellt werden. Dazu muss der bisherige Saisonverlauf durchleuchtet werden: Kaderzusammenstallung, die taktische Ausrichtung, das Leistungsniveau einzelner Spieler, Mannschaftsteile und des Teams im Gesamten – was war gut und wo ist noch Luft nach oben? Selbstverständlich muss auch die eigene Arbeit als Trainer hinterfragt werden, wer ist schon perfekt? Nur wer die Stärken/Schwächen seines Teams und sich selbst kennt, kann daran arbeiten und Verbesserungen anstellen.
Phase 2: Planung Wintervorbereitung
Kennt man nach der Analyse die groben Eckpunkte, wird auf dieser Basis die Wintervorbereitung geplant. Im Vergleich zu den warmen Sommermonaten bringt die Wintervorbereitung, gern auch kurzfristig, oft einige Unwägbarkeiten in Form von Schnee und Minustemperaturen mit sich. Will man dem vorbeugen, müssen die Trainingseinheiten nicht nur zielführend, anspruchsvoll und motivierend, sondern auch äußerst flexibel geplant werden. Es gilt, immer und überall einen „Plan B“ in der Tasche zu haben. Dieser ermöglicht, optimal und zielgerichtet zu trainieren, egal wie die äußeren Bedingungen sind.
"Mal andere Wege zu gehen und mit Unternehmen, Institutionen und Sportarten zu kooperieren bringt viele Vorteile"
Das jede einzelne Trainingseinheit (incl. aller Übungsformen) auf dem Platz sowie die Testspiele akribisch terminiert und vorbereitet werden, versteht sich von selbst. Die körperliche Fitness wieder herstellen, einstudierte Mechanismen aus der Hinrunde festigen, neue taktische Ideen ausprobieren/einzustudieren und und und – es gibt immer etwas zu verbessern und dafür sollte nichts dem Zufall überlassen werden. Jedoch immer mit Blick auf die Wetterverhältnisse, also mit einem ordentlichen Schuss Flexibilität. Wie das geht? Indem man sich in Ruhe Gedanken macht und über den Tellerrand hinaus schaut, d. h. sich nicht nur auf das Training auf dem Platz oder in der Halle beschränkt. Denn dies ist leider nicht immer möglich.
Aber keine Angst, Alternativen gibt es genug, besonders was das Thema Ausdauer betrifft: Einheiten z. B. im Fitnessstudio (Body Pump, Spinning, Nike Dynamic Training etc.), in der Schwimmhalle (Wasserball, Staffelwettbewerbe) oder in der freien Natur (Moderne Schnitzeljagd als Ausdauervariante) gibt es genug. Und diese lassen sich sogar noch kombinieren, zum Beispiel in Form eines Triathlons. Mal andere Wege zu gehen und mit Unternehmen, Institutionen und Sportarten zu kooperieren bringt viele Vorteile: Neben Kraft, Ausdauer, Koordination etc. stehen Neugierde und Spaß ganz oben und das wiederum stärkt die Motivation. Darüber hinaus unterstreicht es die Kompetenz eines Trainers.
Wichtig für alternative Trainingsangebote: Sie sollten frühzeitig geplant werden, ansonsten muss man sich an der Resterampe bedienen. Genauso wichtig wie das Timing ist die Bereitschaft, einfach mal etwas anderes machen zu wollen: Was gibt der Ort/die Landschaft her? Welche Sportarten könnten einmal ausprobiert werden? Mit welchen Vereinen könnte man Kooperationen eingehen? Gibt es Fitnessstudios, Schwimmbäder oder sogar Tanzschulen in der Nähe, mit denen man zusammenarbeiten könnte? Nur wer sich die Mühe macht und alle Optionen durchleuchtet, kann aus der Not eine Tugend machen!
Phase 3: Versand Vorbereitungsplan
Mit Ende der Hinrunde sollte man seinem Team nicht gleich den Vorbereitungsplan in die Hände drücken. Den Starttermin zu kommunizieren reicht völlig aus, schließlich benötigt auch die Mannschaft erstmal eine Pause und etwas Abstand. Nach einigen Tagen können dann aber ruhig die Orte und Termine (ohne Inhalte) der jeweiligen Einheiten verschickt werden, damit jeder zeitlich für sich planen kann.
Phase 4: Ruhe und Entspannung
Befindet sich der Vorbereitungsplan im Postausgang, kommt der gemütliche Teil der Winterpause: Abschalten und Relaxen! Als engagierter Trainer hat man, auch wenn es nur der Amateurbereich ist, über Monate hinweg eine Menge zu tun. Mit 120 Minuten Training und 90 Spiel pro Woche ist es natürlich nicht getan, Spiele und Training wollen schließlich vor- und nachbereitet werden. Somit steht im Winter eine ordentliche Anzahl an Arbeitsstunden auf des Trainers Zeitkonto. Und das geht an niemanden spurlos vorbei: Aus diesem Grund muss jeder Trainer die Winterpause nutzen, um Ruhe zu finden und um neue Kraft zu tanken. Einfach mal eine gewisse Zeit ohne Fußball: Keine Telefonate, keine Mails, kein Training, kein Spiel – Fußball-Fastenzeit sozusagen. Vielleicht mal etwas für sich selbst machen, Sport, Lesen oder was auch immer einen entspant und abschalten lässt. Gönnt man sich diesen Abstand vom Trainerjob nicht, läuft man Gefahr, irgendwann zu viel Stress zuzulassen und auf kurz oder lang den Spaß zu verlieren. Und das soll auf keinen Fall so sein, immerhin soll es ja ein Job mit Leidenschaft und keiner, der Leiden schafft, sein.
Phase 5: Vorbereitung auf die Rückrundenvorbereitung
Ein paar Tage vor Beginn der Rückrundenvorbereitung ist es dann vorbei mit der Chillerei! Ein letzter prüfender Blick auf die geplanten Einheiten darf auf keinen Fall fehlen: Ist alles vorbereitet? Was wird wichtig sein, worauf muss geachtet werden? Welche Spieler sind evtl. nicht an Bord? Etc…! Das Klären all dieser Fragen hilft, sich optimal auf die anstehenden Wochen vorzubereiten und so sollte es ja schließlich sein, wenn man erfolgreich sein will.
Zusammengefasst hier noch einmal eine mögliche Reihenfolge, wie die Winterpause gestaltet werden kann:
Analyse Hinrunde
Planung Wintervorbereitung
Trainingseinheiten:
Auf dem Platz
Ziele, Inhalte etc.Alternativ
Orte, Ziele, Inhalte etc.
Testspiele
Versand Vorbereitungsplan
Ruhe und Entspannung
Vorbereitung auf die Rückrundenvorbereitung
Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag des Buchautors Thomas Bentler. In seinem neuen Buch „Wenn schon, dann richtig!: Denn Halbgas können andere machen!“ findet ihr weitere Tipps rund um die Arbeit eines Amateurtrainers über den Zeitraum einer kompletten Saison.
Euer planet.training-Team